Ahnenforschung  /  Genealogie FENZAU  


  Familien aus dem Gebiet um Tauroggen

Der Nachname Fenzau  (Fencovas, Fencovaite, Fencoviene, Fencavas, Fencavaite, Fencaviene; Fenzaw) wurde in Kirchenbüchern der evangelisch-lutherischen Kirche zu Tauroggen zum ersten Mal ab 1810 in all seinen Variationen erwähnt. Ab 1802 sind Kirchenbüchern von Tauroggen vorhanden.  In historischen Steuerlisten von Tauroggen zwischen 1779 und 1785 ist der Name Fenzau nicht enthalten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass eine Ansiedelung der Fenzau’s in den Dörfern um Tauroggen erst nach 1800 erfolgte.


„Confirmanden Liste“ aus Tauroggen ab dem Jahr 1802 [11]


Unsere Vorfahren aus Tauroggen - Russen, Polen, Litauer oder Deutsche ?

Geschichtlich betrachtet gehörte Tauroggen zum einstigen Königreich Polen-Litauen, welches ein von 1569 bis 1795 bestehender Staat in Mittel- und Osteuropa war. In dieser Zeit kam Tauroggen für über 100 Jahre von 1691 bis 1793 zu Preußen, bevor wegen der isolierten Lage als Enklave, im zu dieser Zeit noch mit Polen verbundenen Litauen, als "Entschädigung" für die Zweite Polnische Teilung an Polen-Litauen abgetreten wurde.

Das Gebiet um Tauroggen, sowie das Gebiet um Gauren gehörte zum Königreich Polen – Litauen und fielen dann im Rahmen der dritten Teilung 1795 an Russland. 1918 war das Gebiet um Tauroggen ein Teil des unabhängigen Litauens. Ab 1940 gehörte Tauroggen zu Russland und von 1941 bis 1944 zu Deutschland. Während der sowjetischen Zeit nach 1945 wurde Tauroggen in Tauragnai umbenannt und bekam nach der Unabhängigkeit Litauens nach 1991 den Namen Taurage zurück.

Laut den ersten Kirchenbüchern der evangelisch – lutherischen Kirche von Tauroggen ab dem Jahr 1802, waren die Fenzau’s immer als Deutsche geführt, die alle eine evangelisch  - lutherische Konfession hatten. Aber durch die später wechselnden Staatzugehörigkeiten wurden die deutschen Einwohner auch zu den Russen oder Litauer gezählt. Geschichtlich gesehen, gehörten die Fenzaus zu der deutschen Minderheit in einem Gebiet, das seit über 600 Jahren bis 1944 mit Deutschen besiedelt war.

Dazu einige Bestimmungen und Verträge aus den Jahren 1924 die Memelkonvention, der Deutsch-litauischer Staatsvertrag von 1939 sowie den deutsch-sowjetischen Vertrag von 1939. Nicht alle diese Verträge betrafen direkt die Einwohner um Tauroggen, da dieses Gebiet nicht im - sondern neben dem Memelland lag. Aber sie spiegeln gut die damalige Geschichte wieder.

 • Einwohner des Memelgebietes – Memelkonvention 1924

Der 8. Paragraph der Memelkonvention besagte, dass die bisherigen Bürger Deutschlands, die im Memelgebiet wenigstens seit dem 10. Januar 1920 gelebt hatten und am Tag der Ratifizierung der Memelkonvention am 30. Juli 1924 das 18. Lebensjahr vollendet hatten, automatisch die litauische Staatsangehörigkeit erhalten sollten.

• Deutsch-litauischer Staatsvertrag 1939

Im Vertrag über die Rückgabe des Memelgebietes vom 22. März 1939 zwischen Deutschland und Litauen war vorgesehen, die Frage der Staatsangehörigkeit später zu regeln. Doch schon am 23. März 1939 erließ Deutschland ein Gesetz, dass diejenigen Memelländer, die am 30. Juli 1924 litauische Staatsangehörige geworden waren und ihren Wohnsitz am 22. März 1939 im Memelgebiet oder in Deutschland hatten, wieder die deutsche Staatsangehörigkeit erhielten. Somit wurden alle Bewohner des Memelgebietes nach dem Anschluss zu Deutschen.

• Deutsch - sowjetischer Vertrag 1939

Als Litauen und das gesamte Baltikum im Sommer 1940 an die Sowjetunion angegliedert wurden (Deutsch - sowjetischer Vertrag von 1939), erhielten alle in Litauen lebenden Bewohner automatisch die sowjetische Staatsangehörigkeit. Nach der Besetzung Litauens durch die Sowjetunion hat ein großer Teil der Bewohner den Umsiedlervertrag vom 10. Januar 1941 über den Austausch der Bevölkerung ausgenutzt. Viele von ihnen siedelten als Volksdeutsche nach Deutschland um und erhielten die deutsche Staatsangehörigkeit.

Bei der Umsiedlungsaktion von Februar bis März 1941 hat die Gemischte Kommission nach langen Verhandlungen folgende Merkmale zur Feststellung der Nationalität vereinbart:

1. Die Konfession „lutherisch“ oder „evangelisch“ bestimmt im Allgemeinen die deutsche Volkszugehörigkeit, soweit nicht im Folgenden anders vereinbart.

2. Wenn diese Konfessionen in den Pässen verzeichnet sind, so ist selbst bei der Eintragung „litauische Volkszugehörigkeit“ die fragliche Person als deutsch anzuerkennen.

3. Wenn die Angabe der evangelisch oder lutherischen Konfession im Pass fehlt, so sind von dem Umsiedlungswilligen andere Unterlagen (Geburtsurkunden usw.) zu fordern.

4. Durch andere Konfessionen, wie z. B. röm.-katholisch, griechisch-orthodox, wird die deutsche Volkszugehörigkeit nicht bestätigt, vielmehr sind andere Urkunden beizubringen, durch die ihre Volkszugehörigkeit bestimmt werden kann.

5. Wenn bei dem Familienoberhaupt oder einem Mitglied der Familie die deutsche Volkszugehörigkeit festgestellt wurde, so entfällt damit die Beibringung und Prüfung von Urkunden über die Volkszugehörigkeit bei den übrigen Familienangehörigen, da eine Umsiedlung nach Artikel 2 ja selbst dann erfolgen kann, wenn der Familienangehörige eine andere als die deutsche Volkszugehörigkeit besitzt.

Es ist lediglich noch die Zugehörigkeit zu der fraglichen Familie zu prüfen und die Frage nach dem Wunsch zur Umsiedlung zu stellen. So war die Feststellung der Nationalität sehr weit gefasst, so dass es den Bewohnern aus dem Gebiet Tauroggen, die evangelisch waren, und von denen viele auch echtes deutsches Blut in ihrer Verwandtschaft vorweisen konnten, nicht schwer fiel, ihr „Deutschtum“ zu beweisen und eine Genehmigung für die Ausreise als Volksdeutsche zu bekommen. 

Preussisch - Litauen

Die große Pest von 1708/1710 dezimierte die Bevölkerung des Nordens Ostpreußens um mehr als 50%. Der Name Preußisch - Litauen stammt von der frühen Besiedlung des nördlichen Teils Ostpreußens durch Litauer. In diesem Gebiet wurden 2 Sprachen gesprochen, deutsch und litauisch. Eine raue, stark bewaldete und wilde Gegend, die nur sehr schwer zu bewirtschaften und zu verwalten war. Doch durch den Bevölkerungsrückgang drohte das Gebiet, welches allmählich urbar gemacht werden sollte, durch den Bevölkerungsschwund wieder in die Wildnis abzuwandern. Dem stellten Friedrich I. und anschließend Friedrich Wilhelm I. ihre Kolonisationspolitik durch vorwiegend deutschsprachige Aussiedler entgegen. Dies waren nicht nur Salzburger und Schweizer, sondern sie kamen auch aus vielen Regionen Deutschlands, wo meist die Verarmung drohte. Die Hoffnung war groß, in der neuen Heimat besser leben zu können. Eine wichtige Rolle spielte dabei auch die Glaubensrichtung. Glaubensminderheiten, wie Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, aber auch andere hatten ein hartes Leben in den vorwiegend katholisch geprägten Regionen Deutschlands. Doch ihr Glaube war stärker als die Not sich opportunistisch zu verhalten. Viele Nachkommen der Ostpreußen, vorwiegend des Nordens, stammen von den Neusiedlern und Überlebenden der großen Pest ab.

Justine Fenzau aus Dreslauken 1810

Die ersten Eintragungen in den Kirchenbüchern der evangelischen - lutherischen Kirche zu Tauroggen beschränkten sich nur auf die Namen und Geburtsorte der Konfimierten. Es wurde lediglich noch das Alter und der Wohnort mit angegeben. Demzufolge machen diese wenigen Angaben eine Familienzuordnung schwieriger. Die ersten Namen im Abschnitt Konfirmation zwischen 1810 und 1831 wiederspiegeln ungefähr die Geburtsjahre von 1795 bis 1816.

Konfirmation Tauroggen 1810/5 Justine Fenzau (rechte Seite, 5. Spalte) ist das älteste Dokument mit dem Namen Fenzau aus Tauroggen [11]

Fünf Einträge zum Namen
Fenzau wurden in den ersten Aufzeichnungen der Kirchenbücher gefunden. In der Übersicht der deutschen Mädchen findet man im Jahr 1810 die Konfirmation von Justine Fenzau aus Dreslauken, einem Ort in der Nähe von Gauren. Nach der Altersangabe von 15 Jahren, muss Justine Fenzau 1795 geboren sein. In der Geburtsurkunde von ihrer Tochter Ewa Fenzau 1834 war Justine Fenzau vorher mit einem Mansch verheiratet, der sie aber verlassen hatte. Ihr Wohnort war nun Gauern (auch Gaure, Gauren). Eine Heiratsurkunde wurde nicht gefunden. In der Geburtsurkunde von Ewa Fenzau fällt die Bezeichnung uneheliches Kind, als Vater wird Danies Jurgutat genannt. Die Hochzeit von Justine Fenzau und Mansch könnte etwa um 1820 stattgefunden haben, Heiratsaufzeichnungen in den Kirchenbüchern sind erst ab 1836 vorhanden.


Eintrag zur Geburt und Taufe von Ewa Fenzau 1834 in Tauroggen [11]

In der Geburtsurkunde findet man einen Hinweis auf eine weitere Ewa Fenzau, die hier als Taufpatin genannt ist. Handelt es sich hier um eine Patentante die gleich ihren Vornahmen mitgegeben hat?

Die Patin Ewa Fenzau (geb. Still 1807-1867) könnte die Frau von Friedrich Fenzau (1795-1868) einem eventuellen Bruder von Justine Fenzau gewesen sein. Folgende Aussagen können aber nicht mit Dokumenten belegt werden:
 
1.) Justine Fenzau und Friedrich Fenzau waren Geschwister
2.) Friedrich Fenzau und Ewa Still waren verheiratet



Justine Mansch, geb. Fenzau starb am 5.Januar 1876 in Gauern mit 76 Jahren. [11]

I
n der Sterbeurkunde von 1873 erscheint als letzter Wohnort für Justine Fenzau Kaupien und ihr Geburtsort war hier der Ort Gauern gewesen.  Beeerdigt wurde Justine Fenzau auf dem Friedhof in Staigen.

Folgende vier Orte wurden in den Einträgen zu Justine Fenzau gefunden,  Dreslauken, Gauern, Kaupien und  Staigen


Johann Fenzau aus Kiukiszken 1815
Maria Fenzau aus Dirdiszken 1824
Henriette Fenzau, Konfirmation in Tauroggen 1831
Friedrich Fenzau aus Rekszen 1842

Weitere vier Personen sind in den ersten Kirchenbuchseiten der Konfirmationen von Tauroogen genannt. Eine Familienzuordnung ist nur bedingt möglich. Dazu aber demnächst mehr.....

• 1815/29 Johann Fenzau aus Kiukiszken, deutscher Knabe, Konfirmation Tauroggen (*~1800)
• 1824/17 Maria Fenzau aus Dirdiszken, deutsches Mädchen, Konfirmation in Tauroggen (*~1809)
• 1831/27 Tauroggen Henriette Fenzau (Fenzow) ohne weitere Angaben zum Geburtsort, Konfirmation in Tauroggen (*~1816)
• 1842/11 Friedrich Fenzau aus Rekszen, Sohn von Johann, Tischler, (*27.5.1827)

 
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letzte Änderung dieser Internetseiten erfolgte am: 22.05.2020